Neugier als Methode – Adam Olearius und die Gottorfische Kunstkammer
Vortrag Dr. Uta Kuhl, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
Vortrag Dr. Uta Kuhl, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
Schloss Gottorf 1633. Im Auftrag des Gottorfer Herzogs Friedrich III. macht sich eine bald 100köpfige Gesandtschaft auf eine abenteuerliche Reise über die Ostsee und Moskau nach Isphahan in Persien – mitten im Dreißigjährigen Krieg. Als Sekretär begleitet der junge Adam Olearius aus Aschersleben die Gesandtschaft und verfasst 1647 eine Reisebeschreibung mit dem Titel „Moskowitische und persische Reise“, die noch Goethe inspirieren wird. Akribisch beschreibt Olearius darin Menschen, Landschaften, Tiere, Baukunst und Kultur. Mitbringsel wie Pflanzen, Tierpräparate oder Kunsthandwerk– „herzliche, rare, wunderbare und frembde Sachen“, bilden später den Kernbestand der berühmten Gottorfischen Kunstkammer.
Diese ist eine (proto-)wissenschaftliche Schausammlung mit ethnographischen Objekten, Kunstwerken, wissenschaftlichen Instrumente und Naturpräparaten – die ganze Welt in Dingen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist die Gottorfische Kunstkammer eine der bedeutendsten ihrer Zeit und lockte zahlreiche gelehrte Besucher an. 1666 publizierte Olearius eine detaillierte Beschreibung der Gottorfischen Sammlung.
Auf Schloss Gottorf existiert die Kunstkammer nicht mehr. Im 18. Jahrhundert wurden die Bestände nach Kopenhagen gebracht und später in verschiedene Fachmuseen aufgeteilt. Dank dänischer Kolleg*innen konnten große Teile der ehemaligen Sammlung identifiziert werden, so dass wir uns heute ein Bild davon machen können. Der Vortrag wird ihren Ursprung, die Idee und Bestände anhand zahlreicher Beispiele vorstellen.